Ausgangssituation
Das LEADER-Aktionsgebiet Südschwarzwald umfasst Teile der fünf Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen, Lörrach, Schwarzwald-Baar-Kreis und Waldshut. Es stellt einen Naturraum dar, der sich vor allem aufgrund der Höhenlage, der Bodenverhältnisse und des Klimas vom Umland abgrenzt. Mitten im Gebiet liegt der 1.493 m hohe Feldberg – der höchste Berg Deutschlands außerhalb der Alpen.
Die Gesamtfläche des Aktionsgebiets beträgt ca. 2.130 km². Es umfasst 57 Gemeinden (manche davon nur mit einzelnen Ortsteilen), in denen gut 150.000 Einwohner leben.
Mit nur 71 Einwohnern/km² ist die Region Südschwarzwald eine der am dünnsten besiedelten Gegenden Deutschlands. Das Landschaftsbild der Region ist von der Mittelgebirgstopographie und dem Wechsel aus Wäldern und landwirtschaftlich genutztem Grünland geprägt. Durch die Einzigartigkeit des Naturraums gilt der Südschwarzwald schon seit dem 19. Jahrhundert als populäre Tourismusregion. Der Tourismus ist ganzjährig immer noch ein überragender Wirtschaftszweig und lockt nicht nur Gäste aus dem Inland und den benachbarten Ländern, sondern zunehmend auch internationale Besucher an.
Probleme
Trotz seiner Bekanntheit als Urlaubsregion ist der Südschwarzwald eine strukturschwache Region mit entsprechenden Problemen.
Die Landwirtschaft steht seit vielen Jahren und weiterhin unter Druck - speziell die zahlreichen kleinen und oft im Nebenerwerb betriebenen Höfe sehen sich an der Grenze der Wirtschaftlichkeit. Hinzu kommt, dass in vielen Fällen die älter werdenden Landwirte keine Nachfolge finden und ihren Hof aufgeben. Die Probleme der Landwirtschaft werden schnell zum Problem der ganzen Region: die Pflege der gewachsenen Kulturlandschaft gerät in Gefahr, ihre Attraktivität leidet und damit auch die Attraktivität für die Touristen.
Außerdem ziehen viele junge Menschen in die Stadt, vorwiegend Ältere bleiben zurück. Dies führt im Zusammenspiel mit einer sinkenden Geburtenrate dazu, dass die Bevölkerung schrumpft oder - bei gleichzeitiger Überalterung - bestenfalls stagniert und dass vorhandene Strukturen brüchig werden. Konsequenzen sind z.B. das Schließen von Geschäften, ein Rückbau des ÖPNV oder auch Ärztemangel. Die Aufrechterhaltung der Daseinsvorsorge stellt eine wichtige Herausforderung dar.
Diese grundsätzliche Problemlage für strukturschwache ländliche Regionen wird im Südschwarzwald noch weiter verschärft durch eine niedrige Bevölkerungsdichte, eine ungünstige Siedlungsstruktur und die anspruchsvolle Topographie.
Zwar verfügt der Südschwarzwald über eine grundsätzlich gesunde Wirtschaftsstruktur und über innovative, erfolgreiche Wirtschaftsunternehmen. Jedoch sind auch sie vom demographischen Wandel betroffen. Die Region wird im Wettstreit mit anderen Regionen nur in den seltensten Fällen Neuansiedlungen von Betrieben anziehen können und kann bereits froh sein, wenn die existierenden Betriebe nicht abwandern.
Die Situation des Südschwarzwalds kann durch das Paradoxon zusammenfassend beschrieben werden, dass hier das tägliche Leben relativ beschwerlich ist – gerade wegen der reizvollen, für den Tourismus so attraktiven Landschaft.
Potentiale
Der Südschwarzwald hat natürlich auch Stärken.
Die ökologisch weitgehend intakte Landschaft ist ein Wert an sich. Höhenlage und Wasserreichtum werden in Zeiten des Klimawandels unter dem Stichwort Hitzeflucht mehr und mehr zu Gunstfaktoren - für Mensch, Flora und Fauna. Das Holz des Waldes ist eine wertvolle Ressource, sofern sie weiterhin schonend genutzt wird.
Bei den Touristen ist die Anziehungskraft des Südschwarzwalds mit seiner einzigartigen Landschaft ungebrochen. In den letzten Jahren steigen die Übernachtungszahlen wieder. Dieser Trend muss erhalten und das mancherorts noch ruhende touristische Potential im Südschwarzwald weiter aktiviert werden.
Durch viele, in der Region verteilte, klein- und mittelständische Betriebe gibt es ein hohes Innovationspotential im Südschwarzwald. Häufig sind aus ehemaligen Handwerksbetrieben spezialisierte, erfolgreiche Firmen hervorgegangen, die oft Marktführer auf ihrem spezifischen Gebiet sind. Sie bieten ein großes Potential in der Region.
Die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement ist weit verbreitet. Statt auf Hilfe "von oben" zu warten, hilft man sich lieber selber. Diese Mentalität kann und wird viele negative Auswirkungen des demographischen Wandels abfedern.